Wer fliegt bei Zugvögeln eigentlich ganz vorne?

Wenn die Tage in Deutschland kälter werden, zieht es die Zugvögel wieder in den armen Süden. Doch gibt es bei den Schwärmen eigentlich einen Anführer, der allen anderen Vögeln vorausfliegt und die Richtung angibt?

Haben Zugvögel einen festen Anführer oder wechseln sich die Tiere an der Spitze ab?
Haben Zugvögel einen festen Anführer oder wechseln sich die Tiere an der Spitze ab? (sharply_done via Getty Images)

Wer im Spätsommer bzw. Herbst gen Himmel blickt, wird sicherlich schon mal den einen oder andern Schwarm von Zugvögeln gesehen haben, die es über den Winter in den warmen Süden zieht. Oft sind diese Schwärme in einer V-ähnlichen Formation unterwegs, in der ein Vogel ganz vorne fliegt und quasi die Richtung angibt. Doch wer ist eigentlich bei den Zugvögeln der Anführer?

Schon Aristoteles, der antike Schriftsteller und Naturkundler, beobachtete die Zugvögel am Himmel. Er ging davon aus, dass es bei den Vögeln einen klaren Anführer gab, im Lateinischen nannte man diesen Vogel „dux“, was soviel bedeutet wie „der vorne fliegt“. Der Annahme, dass es nur den einen Anführer-Vogel gab, blieb man bis ins Mittelalter treu.

Schon Kaiser Friedrich II. beobachtete die Zugvögel

Erst im 13. Jahrhundert nahm man davon Abstand. Es war kein geringerer als Friedrich II. , der von 1220 bis zu seinem Tod im Jahr 1250 nicht nur Kaiser des römisch-deutschen Reiches, sondern auch ein berühmter Falkner war.

Er beobachtete Kraniche in ihrer V-Formation und machte dabei die Feststellung, dass nicht immer derselbe Vogel an der Spitze fliegt, sondern die Kraniche an der Führungsposition abwechselten. Seine Beobachtungen hielt Friedrich II. in seinem Buch "Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen" (De arte venandi cum avibus) fest.

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Nach welchem Prinzip sich die Zugvögel ganz vorne abwechseln, ist auch fast 800 Jahre nach Friedrich II. nicht wirklich bekannt. Es gibt Vermutungen, dass sich an der Spitze die starken Vögel des Schwarms abwechseln, da dieses Position die kraftaufwendigste ist.

Wer vorne fliegt, muss mehr Kraft aufbringen

Vögel, die in den hinteren Positionen fliegen, können dabei von kleinen Aufwindwirbeln profitieren, welche die Vögel 20 bis 30 Prozent Energie sparen lassen, wenn diese weiter hinten fliegen.

Der Vogel, der ganz vorne in der Formation fliegt, muss also mehr Kraft aufbringen, als die anderen. Aus diesem Grund wechseln sich die Vögel an dieser Position ab. Dabei ist davon auszugehen, dass es sich dabei um die stärkeren Altvögel handelt, die schon Erfahrung mit dem Flug in den warmen Süden haben.

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